Der Schnecki mochte schon als Baby gerne Musik. Damals natürlich noch nicht in Form einer Musik-CD, sondern in Form der singenden Mama. Der Schnecki hat viiiiiel geweint, doch durch Singen konnte ich ihn beruhigen (oft hatte ich schon Halsweh, aber das habe ich gern in Kauf genommen, wenn dafür das Weinen aufhörte).
Im Alter von 4-6 Jahren ging ich mit dem Schnecki zur
Elementaren Musikpädagogik der Musikuni Wien. Das war damals so nett für diese kleine Gruppe von Kindern, die Musik in ihrer Ganzheit erleben konnten und jede Woche freute sich der Schnecki auf Donnerstag Nachmittag. Damals wurde sein Wunsch geboren, Kontrabass spielen zu lernen.
"Gratuliere" dachte ich mir, noch größer wär jetzt nur noch ein Klavier, aber das muss man wenigstens nicht von einem Ort zum anderen schleppen :-)
In Schneckis Mehrstufenklasse lernen ausnahmslos alle Kinder in ELEMU (= elementares Musizieren) Blockflöte spielen. ELEMU findet zweimal wöchentlich am Vormittag im Rahmen des Unterrichtes anstelle des "normalen" Musikunterrichtes statt. Natürlich wird da nicht nur Flöte gespielt, die Kinder singen auch, doch dieses gemeinsame Musizieren macht den Kindern wahnsinnig viel Spaß. Ich weiß nicht, wie es funktioniert, einer Mehrstufenklasse, in der ja jedes Kind einen anderen Entwicklungsstand mit dem Musikinstrument hat, das Flötenspielen beizubringen, aber es funktioniert.
Der Schnecki hatte von Anfang an eine riesen Freud mit dem "Flöte Spucken" und wann immer er Lust hat, packt er sie aus und spielt darauf los. Aber wirklich nur wenn er Lust hat. Es ist und bleibt in meinen Augen eine Freizeitbeschäftigung, die man nicht machen "muss", wenn man so gar keine Lust dazu hat und deshalb frage ich ihn auch nicht danach, ob er üben möchte. Es gibt eh genug Dinge im Leben eine kleinen Menschen, die er machen muss, weil seine Umwelt es von ihm verlangt, da muss ich nicht mehr Druck machen, als die Kleinen ohnehin schon haben.
Nun gut dachte ich mir, jetzt lernt er also Flöte spielen. Schön ist das!
Als er im Herbst davon hörte, dass man am Nachmittag den "Spatzenchor" besuchen kann, gab es für das Kind kein Halten mehr. Er wolle dort unbedingt mitmachen, weil wir doch nimma auf die Musikuni gehen und er wieder singen möchte.
Eigentlich wollten wir ja nicht, dass der Schnecki schon im ersten Schuljahr einen "Nachmittagsunterricht" besucht, wir dachten, es wäre bestimmt auch so anstrengend genug, aber kann man als Eltern "nein" sagen, wenn das Kind etwas so gerne wieder machen möchte? Kann man natürlich nicht und so ist der Schnecki nun ein Spatz im Spatzenchor.
Der Spatzenchor ist ein Teil der Wiener Musikschulen. Die Kinder ab der dritten Klasse singen dann im ABC-Chor und geben ganz, ganz tolle Konzerte. Im Advent haben wir uns das Konzert der Wiener Musikschulen im Stephansdom angesehen (ein Schulfreund vom Schnecki hat mitgesungen und deshalb wollte er unbedingt, dass ich mit ihm hingehe). Da singen ein paar hundert Kinder gemeinsam mit dem richtigen Domchor und werden vom Domorchester begleitet. Das war so wunderbar, ihr könnt euch das gar nicht vorstellen! Aber ich schweife gerade etwas ab...
Vor drei Wochen nämlich gaben auch die Spatzen (von Schneckis Schule und einer zweiten Schule) ein Frühlingskonzert. Das war eine Aufregung für das Kind. Er war so aufgeregt vor Vorfreude, das er ganz zappelig war.
Ich war bei der Generalprobe dabei und mir sind gleich beim ersten Lied in Strömen die Tränen runtergeronnen. Es ist echt sowas von peinlich mit mir!! Seit der Schwangerschaft bin ich noch viel näher am Wasser gebaut, als ich es eh vorher schon war und leider hat sich das nach der Schwangerschaft nicht wieder rückentwickelt ;-)
Ja und nun kam das Nächste... "Mama, es ist ein Chello-Platz frei! Ich mag das bitte lernen."
Ich war schon sehr, sehr skeptisch. Noch eine Sache mehr? Kann das gutgehen? Ist das nicht zu viel? Überfordert das mein Kind?
Aber er hatte alles vorbereitet, hatte von sich aus Erkundigungen eingeholt. So konnte er mir gleich sagen, dass der Chello-Unterricht am Montag nach dem Spatzenchor stattfindet, in seiner Klasse und dass ein zweites Kind mitspielen wird. Dass man sich das Chello ausborgen kann und dass es nicht so groß wie der Kontrabass ist.
Und so dachten der Hausbär und ich, es ist was Anderes, wenn der Schnecki von sich aus sagt, dass er etwas lernen möchte. Es ist nicht so, dass wir die treibende Kraft gewesen wären, ER hat sich das ausgesucht.
So hatte er diese Woche am Montag seine erste Chello-Schnupperstunde (die Stunde dauert in Wahrheit 25 Minuten), mit dem Effekt, dass wir gleich mit "seinem" Viertel-Cello nachhause gegangen sind.
Wie sehr ihn dieses Instrument interessiert, merk ich allein daran, dass er sich sofort gemerkt hat, wie die Saiten des Chello heißen und dass er sich wie ein Schneekönig freut, am Donnerstag zu ELEMU jetzt das Chello mitnehmen zu sollen, weil er dann von der Margret (seiner ELEMU-Lehererin) die Noten die "Alle Vögel sind schon da" bekommt und das Lied am Chello mitspielen darf.
Am Donnerstag ist es nämlich so, dass alle, die auch noch ein anderes Instrument spielen, dieses mitnehmen und dann machen sie ein Konzert (es gibt ein paar Geigen-Spieler und noch ein zweites Chello-Mädchen); am Montag spielen alle Flöte.
Meinen ungläubigen Blick und meine Frage, wie das denn funktionieren soll, wo er doch noch gar nicht spielen kann (wir ja eigentlich noch nicht mal wissen, wie man das Ding richtig auf seine Körpergröße einstellt), quittierte er entrüstet mit der Antwort ab: "Aber ich hab mir ja gemerkt, wie die Saiten heißen "
Ach
Du
Großes
Chello" und deshalb kann ich das Lied mitzupfen!"
Aha, na dann :-)
Wir lassen jetzt mal alles so laufen und auf uns zukommen. Solange er Spaß daran hat, der Schnecki soll er singen, Flöte Spucken, Chello Spielen. Und wenn er drauf kommt, das macht doch keine Spaß, oder es ist ihm alles zu viel, dann hört er eben wieder auf. So einfach ist das :-)