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Channel: Kurz und gut - unsere Familiennotizen
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Spielregeln

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Es gibt Situationen und Begebenheiten, bei denen ich an die Grenzen meiner (Mama)Möglichkeiten stoße. Ich bin mit Emotion dabei, weil ich mich in die schlaflosen Nächte meiner Kindheit zurück versetzt fühle.
Der Schnecki ist genauso ein sensibles Etwas wie ich, doch er hat den Vorteil, natürlich auch des Hausbärens Gene mitbekommen zu haben, was bedeutet, er kränkt sich zwar, aber er trägt das Problem nicht tagelang wie einen schweren Rucksack mit sich herum. Die Emotion muss raus, dann geht´s auch wieder.
Geschichten wie die, dich euch jetzt erzähle, werden die meisten wahrscheinlich auch schon erlebt haben, entweder mit ihren Kindern oder eben selbst als Kind.

Der Schnecki hat hier eine "Freundin" hier im Haus (ich selbst bezeichne sie nicht als Freundin. Freunde sind etwas anderes für mich. Das Mädl ist immer nur phasenweise mit dem Schnecki befreundet, sprich: einige Wochen ist sie fast täglich bei uns (und lädt sich auch gerne mal zum Essen ein), dann sieht man sie wieder wochenlang nicht, weil sie lieber wieder mit einem anderen Mädl hier im Haus Zeit verbringt. Das alles stört den Schnecki überhaupt nicht, deshalb halte ich mit meiner Meinung hinter dem Berg).

Das erste Mal stutze er diese Woche, als sie gemeinsam bei uns draußen im Hof spielten und sie ihn von einer Sekunde auf die andere dort stehen ließ, um mit dem anderen Mädl und ihrer Mutter Eis essen zu gehen.
Etwas geknickt kam der Schnecki wieder zu mir in die Wohnung, aber das Ganze beschäftigte ihn nicht weiter.

Am nächsten Tag lief es aber nicht mehr so glimpflich ab. Bei uns im Haus gibt es eine Tierarztpraxis. Des Mädls Katze hatte eine kahle Stelle, deshalb mussten sie zum Tierarzt (also Mutter, Katze und Mädl). Der Schnecki ging in den Hof, um ein bissl Roller zu fahren.
Das Mädl war auch in den Hof gekommen, die Mutter saß allein mit der Katze im Warteraum.
Auch die "Erstfreundin" des Mädls war im Hof. Nach kurzer Zeit kam der Schnecki angerollt und fragte mich übers offene Fenster (bella Italia in Vienna :-) ) ob er mit den beiden Mädchen zur im Wartezimmer sitzenden Mutter schauen dürfe, um zu sehen, wie es der Katze geht.
Nachdem er meine Erlaubnis bekam, dauerte es keine drei Minuten, und er war wieder da. Mit hängenden Mundwinkeln.
Kaum war er in der Wohnung begann er bitterlich zu weinen und es schüttelte ihn heftig durch.
Er war weggeschickt worden von seiner Freundin. Nur das andere Mädchen durfte laut ihrer Anweisung mit zur Untersuchung, er sollte heraußen warten. DAS hat er zum Glück nicht gemacht, er hat sich am Absatz umgedreht und ist gegangen.

Und das sind die Situationen, in denen ich mir so schwer tu. Denn am liebsten würd ich sagen: vergiss den blöden Trampel, die ist halt so ein typisches Mädchen.
Das sag ich natürlich nicht, stattdessen versuche ich ihn halt irgendwie aufzubauen (ich schwimm um mein Leben in diesen Situationen) und versuche, seine Gedanken zu seinen "echten " Freunden zu lenken. Mit denen gibt es natürlich auch immer mal wieder Streit, aber aben Streit und keine Psychospielchen.

Ich glaube auch, dass er mit Streit, also einer Situation, an der zwei oder mehrere "gleichbereichtigt" agieren, viel besser umgehen kann, als mit so einer "Psychogeschichte".

Als Kind musste ich mit solchen Sachen selbst fertig werden. Die Klosterdrachen hat das nicht interessiert, dieser Kinderkram, und meinen Papa auch nicht. Sowas wurde einfach nicht Ernst genommen und ich habe wie ein Hund gelitten nach solchen Vorfällen. Und ich glaube, das ist der Grund, warum ich mich so plage, dem Schnecki in dieser Situation richtig beizustehen. Ich bin ja sonst nicht einfallslos, wenns darum geht, zu reagieren. Aber hier weiß ich einfach nicht wie.

Für den Schnecki war am Abend schon wieder alles ok. Er war etwa eine Stunde völlig aufgelöst, hat geweint und war traurig, doch danach ging es ihm wieder gut.
Aber ich schleppe "sein" Problem noch immer mit mir herum, denn ich weiß, solche Geschichten werden noch öfter auf uns zukommen und dann werde ich wieder nicht wissen, wie ich mich verhalten soll.






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